Vor Kurzem habe ich zwei Bio-Landwirte im Burgenland besucht und durfte mehr über ihre Arbeit und insbesondere ihren Umgang mit der wertvollsten Ressource der Natur, dem Boden, erfahren.
Grundsätze der biologischen Landwirtschaft
In der biologischen Landwirtschaft wird der Betrieb und seine Kreisläufe ganzheitlich betrachtet. Die biologische Landwirtschaft unterstützt die natürlichen Fähigkeiten von Boden, Pflanzen und Tieren. Der Aufbau bzw. die Erhaltung eines gesunden Bodens ist das zentralen Anliegen der biologischen Wirtschaftsweise.
Ein gesunder Boden bringt gesunde Pflanzen hervor. Gesunde Pflanzen tragen wiederum zur Gesunderhaltung der Tiere bei. Und gesunde Tiere die als Lebensmittel verzehrt werden, tragen zur Gesunderhaltung der Menschen bei.
Wichtige Maßnahmen in der biologischen Landwirtschaft
Der Einsatz von organischem Dünger und der Verzicht auf mineralische Düngemittel.
- Der Verzicht auf chemisch-synthetische Lager- und Pflanzenschutzmittel.
- Die Erhaltung und die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit durch regelmäßige Zufuhr organischer Masse.
- Einhaltung vielseitiger Fruchtfolgen im Ackerbau mit alten, krankheitsresistenten Sorten.
- Der Zwischenfruchtanbau zwischen Ernte und Aussaat sowie von Einsatz von Untersaaten beim Anbau.
- Die artgerechte Tierhaltung mit Auslauf und Weidegang der Tiere.
- Die Tiergesundheit ist in erster Linie durch vorbeugende Maßnahmen zu sichern.
- Der begrenzter Zukauf von Futtermitteln oder Dünger, damit ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf besteht.
- Der Verzicht auf Betriebsmittel, die unter Zuhilfenahme der Gentechnik hergestellt wurden.
Biologische Landwirtschaft – Bodenfruchtbarkeit
Lebewesen im Boden
Besonders wichtig sind die im Boden enthaltenen Lebewesen für einen gesunden Boden, sie lockern den Boden und wandeln pflanzliche Reste in Nährstoffe für die wachsenden Pflanzen um. Dadurch wird auch eine gute Bodenstruktur geschaffen, die auf der einen Seite Bodenverdichtungen verhindert oder auflösen kann, aber auch dazu führt, dass der Boden mehr Wasser speichern kann.
Beweidung
Eine sanfte Beweidung zum Beispiel, das so genannte „Mob Grazing“ sorgt dafür, dass Gräser und Kräuter abgefressen werden, aber nur so weit, dass sie – nachdem die Herde ein Stück weiterzieht – gut weiter wachsen können. Die weidenden Tiere düngen die Flächen durch die Verdauung der Gräser und ihre Ausscheidungen.
Fruchtfolge
Besonders wichtig für den Boden ist eine ausgewogene Fruchtfolge, dies bedeutet, dass in einem Jahr eine zehrende Frucht angebaut wird im folgenden Jahr eine zum Beispiel stickstoffsammelnde Pflanze, so dass der Boden nicht einseitig ausgelaugt wird. Dem Boden wird auch zusätzlicher Humus wie Mist oder durch weidende Tiere ausgebracht. Dem Boden wird aber auch erlaubt 1 Jahr brach zu liegen, das heißt, dass keine Nutzung stattfindet und alles zum Boden rückgeführt wird, was dort wächst und der Boden sich erholen kann.
Für eine zukunftsträchtige Landwirtschaft ist ein gesunder Boden unumgänglich. In der ökologischen Landwirtschaft wird im Einklang mit der Natur gearbeitet. Im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft, denn bei dieser Form der Landwirtschaft werden dem Boden künstliche Stickstoffe für möglichst hohe Erträge zugeführt und es wird auf jede Krankheit oder jedes möglicherweise ertragsreduzierende Insekt mit chemischen Pflanzenschutzmitteln reagiert. Diese wirken zwar heilend und schützen die Kulturpflanze, welche in den meisten Fällen eine Monokultur ist, jedoch gelangen giftige Stoffe in den Boden und schädigen Nützlinge.
Regenerative Landwirtschaft
Die regenerative Landwirtschaft steht für ganzheitliche, naturnahe und nachhaltige Lebensmittelproduktion. Basis der regenerativen Landwirtschaft ist die intelligente Nutzung von Sonne, Photosynthese und Bodenleben. Unter Ausnutzung des Zusammenspiels von Pflanzen und Bodenbiologie steigert der regenerative Landwirt die Bodenfruchtbarkeit und macht sich von synthetischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln unabhängig – und das möglichst ohne Ertragsverluste. Regenerative Landwirtschaft fördert konsequent die Bodenbiologie, heilt die Ökosysteme und schließt die Nährstoff- und Wasserkreisläufe.
Grundverständnis von Boden und dessen Bearbeitung
Man weiß noch sehr wenig über die Bodenbiologie, umso mehr wird versucht das bisherige Wissen über den Boden zu nutzen und die Fruchtbarkeit der Böden zu erhöhen. Der Bio-Landwirt bei den wir zu Besuch waren versteht – so wie alle Landwirte die regenerative Landwirtschaft betreiben – jeden Eingriff in den Boden als Störung eines komplexen Systems und überlegt diesen gut. Die regenerative Landwirtschaft hat 5 Grundsätze:
- Maximale Biodiversität „in“ und „über“ dem Boden
- Minimale Bodenstörung – sprich maximal reduzierte Bodenbearbeitung
- Solange wie möglich durchwurzelter Boden – ideal ununterbrochen
- Immer bedeckter Boden – mit Pflanzen bzw. Mulchauflage
- Integration von Tieren – Beweidung
Bio-Ölkürbisse
Der Ölkürbis ist biologisch nicht einfach zu kultivieren. Wenn man es schafft zur rechten Zeit mit der richtigen Intensität die Beikrautkeimwellen (Unkraut) hintanzuhalten, dankt es die Kürbispflanze. Sie beschatten mit ihren üppigen Blättern den Boden. So schafft es die Pflanze gut durch den heißen Sommer. Im Herbst werden dann die Kerne aus den Kürbissen geholt um das kostbare Kernöl zu gewinnen. Das besondere Aroma erhalten Kürbiskerne durch die gleichmäßige Abreife, leicht trockene Böden und unzählige Sonnenstunden.
Bio-Schafzucht
Der Bio-Landwirt betreibt unter anderem neben seinen Bio-Ölkürbissen eine Jura-Schafzucht. Die Schafe leben ganzjährig auf den saftigen Feldern des Bio-Betriebes.
Die Rassewahl der Schafe ist Grundvoraussetzung für die natürliche Haltungsform, wo die Tiere die maximale Zeit ihres Lebens im Freien verbringen, sich eigenständig vermehren und gebären und vor allem selbständig fressen und wachsen.
Juraschafe sind genügsame Schafe. Sie sind eine fruchtbare Rasse mit ausgeprägter Asaisonalität mit der kurze Zwischenlammzeiten erzielt werden.
Der Bio-Schafbauer erklärt, dass er seine Rolle als Herdemanager sieht. Er stellt den Schafen bestes Feldfutter zur Verfügung und portioniert dieses nach dem Weideprinzip „mob grazing“. Beim „mob grazing“ wird versucht die Besatzdichten und Umtriebe auf neue Weideflächen den Wetterverhältnissen und somit dem Pflanzenwachstum anzupassen. Durch diese Form des Weidemanagements kann der Humusgehalt der Böden erhöht werden, die Wasserhaltefähigkeit steigt und auch die Bodenfruchtbarkeit wird gesteigert. Indem die Tiere hohe Pflanzen (den „mob“) teilweise abfressen und den Rest niedertrampeln und die Pflanzen dadurch am Boden liegen, wirken sie wie eine Mulchauflage. Dadurch ist der Boden vor Austrocknung und Erhitzen geschützt und zugleich wird er auch vor Erosion geschützt.
Der Bio-Schafbauer freut sich darüber, dass sein Lammfleisch auch Skeptikern von Lammfleisch schmeckt. Er erklärt, dass das Geheimnis dahinter ganz einfach und natürlich ist: „Unsere Lämmer werden auf der Weide geboren und bleiben bei den Mutterschafen bis sie ihr Schlachtgewicht erreicht haben. Das „Kraftfutter“ ist die Muttermilch welche die Lämmer ad libitum von ihren Müttern erhalten. Dadurch erreichen unsere vollfleischigen Lämmer das ideale Schlachtgewicht zwischen 3 und 5 Monaten nur mit bestem Grundfutter auf der Weide und eben der Muttermilch. Und sie sind die ganze Zeit an der frischen Luft.“
Die Form der Weidehaltung bis zum Schlachtgewicht bezeichnet man auch „grassfinished“ Lamm. „Grassfinished“ Fleisch hat viele ganzheitliche positive Aspekte und ist in vielen Bereichen das gesündere Fleisch.
Die auf den Bildern zu sehenden Schafe sind frisch geschoren und trächtig.
Kurz nach meinem Besuch wurden die Lämmer geborgen. Mir wurden die beiden nachfolgenden Bildern von dem Bio-Bauern ein paar Tage nach meinem Besuch zugeschickt.
Nach der Bio-Schafzucht hat der Bio-Landwirt nun auch mit der Bio-Rinderzucht begonnen. Wir sind beim Besuch auf den saftigen Weideflächen, die schon bereit für die Rinder waren gestanden. Leider kamen die Aubrac-Rinder 2 Tage nach meinem Besuch auf die Weide. Auch von ihnen habe ich Bilder erhalten.
Bio-Weintrauben
Auch bei den Bio-Weintrauben spielt die Bodenbeschaffenheit eine große Rolle. Der Bio-Winzer bei dem ich zu Besuch war berichtet, dass sie während und nach der Umstellung auf Bio einen sprunghaften Anstieg an Insekten in den Weingärten bemerkten. Bei unserem Besuch wurde auch sichtbar, welche Pflanzenvielfalt – die die Insekten anzieht – zwischen den Weinreben zu finden ist. Man kann es als blühenden Grünstreifen bezeichnen.
Auch bei Weintrauben ist der Unterscheid zwischen dem konventionellen Produkt und dem Bio-Produkt ganz leicht zu merken. Die Schale der Bio-Weintrauben ist dünner als die Schale von konventionellen Weintrauben. Das schätzen besonders Kinder.
Vorteil vom Bio-Bauern gegenüber einem konventionellen Landwirt
Bio-Landwirte können Vieles ausprobieren. Sie sind auch „gezwungen“ kreativer zu sein, weil sie nicht den chemischen „Notfallhammer“ haben. Der Bio-Bauer achtet auf die Fruchtfolge und fördert Nützlinge und Pflanzen die Stickstoff sammeln und in den Boden eintragen. Für eine gesunde Landwirtschaft ist Diversität unumgänglich. Die Natur hat die Möglichkeit sich selbst zu regeln, dies geht aber nur in einem gesunden Öksystem.
Biologische Landwirtschaft in Österreich
Die ökologische Landwirtschaft in Österreich ist genau geregelt. Grundlage für die biologische Landwirtschaft in Österreich ist die EU-Bio-Verordnung.
EU-Bio-Verordnung
Die EU-Bio-Verordnung regelt den Bio-Landbau in der Europäischen Union. Sie regelt die Produktion, die Verarbeitung, die Kontrolle und den Import von Bio-Produkten. Die EU-Bio-Verordnungen sind für Erzeuger und Verarbeiter von Bio-Lebensmitteln verpflichtend einzuhalten.
AMA-Biosiegel
Aufbauend auf dem EU-Bio-Logo, hat die AMA-Marketing ein Gütesiegel für Bio-Lebensmittel entwickelt – das staatliche AMA-Biosiegel. Es garantiert hohe Lebensmittelqualität, Lebensmittelsicherheit und im Vergleich zum EU-Bio-Logo mehr Bio durch verbesserte Umweltstandards. Das rot-weiß-rote AMA-Biosiegel mit der Herkunftsangabe AUSTRIA garantiert Österreich als Herkunftsort der landwirtschaftlichen Rohstoffe und auch als den Ort der Be- und Verarbeitung. Bei Fleisch und Fleischprodukten legt das rot-weiß-rote AMA-Biosiegel fest, dass die Tiere in Österreich geboren, gefüttert, geschlachtet und verarbeitet wurden.
Ein zentraler Punkt im AMA-Biosiegel-Programm ist der Einsatz von biologischen Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs.
Mit dem AMA-Biosiegel werden hauptsächliche frische Produkte sowie einige verarbeitete Produkte ausgezeichnet werden wie Obst, Gemüse, Rind, Kalb, Schwein, Hendl, Pute, Lamm, Wurstwaren, Milch und Milchprodukte, Fisch- und Fischprodukte und Eier. Dazu kommen ausgewählte Bearbeitungs- und Verarbeitungsprodukte wie Speiseöl, Bier, Tiefkühl-Gemüse, Sauerkraut, Pommes Frites, Brot und Gebäck, Fruchtsäfte und Honig.
Ich hoffe euch mit diesem Beitrag die Bio-Landwirtschaft in Österreich etwas näher bringen zu können.
Alles Liebe,
Verena
Der Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit der AMA-Marketing GesmbH , Bereich Bio-Marketing.